Die Anatomin

Nach seinem Besuch von Bologna war der berühmte englische Dichter Lord Byron bass erstaunt: Nicht genug, dass das Museum der Stadt lebensechte Modellierungen weiblicher wie männlicher Genitalien zeigte. Nein - diese waren auch noch von einem WEIBLICHEN Professor gefertigt worden! Als Anatomin, Kün...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
FilmregisseurIn: Fegerl, Iris
KomponistIn: Roth, Jan
CutterIn: Baumgärtner, Svenja
Tongestalter: Arndt, Franziska
Melber, Moritz
DrehbuchautorIn: Höhn, Nina
Kameramann/frau: Christmann, Max
FilmproduzentIn: Rössler, Marvin
Ort / Verlag / Datum:Potsdam : filmwerte GmbH, 2024
Erscheinungsjahr:2024
Sprache:Deutsch
Englisch
Online-Zugang:Video-on-Demand
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Zugänglichkeit:Freier Online-Zugang mit Lesekonto der AK Bibliothek Wien
Beschreibung:1 Online-Ressource (55 min); Bild: 1:1,66 HD
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Beschreibung
Zusammenfassung:Nach seinem Besuch von Bologna war der berühmte englische Dichter Lord Byron bass erstaunt: Nicht genug, dass das Museum der Stadt lebensechte Modellierungen weiblicher wie männlicher Genitalien zeigte. Nein - diese waren auch noch von einem WEIBLICHEN Professor gefertigt worden! Als Anatomin, Künstlerin und akademische Lehrerin feierte Anna Morandi Manzolini (1714-1774) berufliche Erfolge, die für Frauen des 18. Jahrhunderts nicht vorgesehen waren. Grundlage ihres Ruhms war eine neuartige Form der Körperdarstellung, die Morandi gemeinsam mit ihrem Ehemann Giovanni Manzolini entwickelt hatte. Ihre Innovation bestand in der Fertigung lebensechter Wachsmodelle. Sie dienten zuallererst der medizischen Lehre, wurden in anatomischen Galerien aber auch zur Allgemeinbildung und Erbauung genutzt. Schon zu Lebzeiten ihres Mannes hatte Anna Morandie damit begonnen, privaten Anatomie-Unterricht zu geben. Neben Medizinstudenten ihrer Heimatstadt frequentierten auch Besucher der Stadt die Lektionen - darunter viele junge Adlige auf ihrer Grand Tour durch Europa, die in diesen Kreisen üblich war. Mit ihnen verbreitete sich die Kunde von Morandis Kunst über den gesamten Kontinent. Es folgten Auftragsarbeiten unten anderem für so prominente Kunden wie die Londoner Royal Society; sogar die russische Zarin Katharina die Große bestellte eine Skulptur bei ihr. Anna Morandi sezierte, verbesserte die Seziertechnik und beschrieb ihre Beobachtungen auch mit einer Präzision, die unter Zeitgenossen hohe Wertschätzung genoss. Diese Arbeiten, gepaart mit handwerklicher Finesse, bildeten die Grundlage ihres Erfolges. Die Wachsmodelle waren Pionierarbeiten an der Schnittstelle zwischen Kunst, Forschung und medizinischer Lehre. Einer früher, noch gemeinsam mit ihrem Mann ausgeführter Auftrag bestand in der Modellage der Entwicklung eines Kindes im Uterus zum Zweck der besseren Unterweisungen von Hebammen. Ein wesentlicher Förderer von Morandis Kunst und Expertise war der Bologneser Papst Benedikt XIV. Er war es auch, der den Auftrag gab, im Bologneser Palazzo Poggi jenes Anatomiemuseum zu eröffnen, das Lord Byron besuchte. Einerseits war Benedikt XIV. den Wissenschaften durchaus zugewandt. Andererseits dienten die anatomischen Modelle auch als Sinnbild gottgewollten Werdens und Vergehens und konnten als neue Interpretation althergebrachter religiöser Bildtraditionen gelesen werden. Ebenfalls auf Betreiben von Papst Benedikt wurde der von chronischer Geldnot geplagten Anna Morandi auf ihr Gesuch hin ein jährliches Salär zugesprochen. Dies geschah auch, um ihre Abwanderung aus der Stadt zu unterbinden. Die männlichen Entscheider der Stadtregierung sorgten freilich dafür, dass die Zahlung auf so niedrigem Niveau festgeschrieben wurde, dass Morandi schon 10 Jahre später erneut in existenzieller Geldnot war. Auch von Intrigen männlicher Neider blieb sie nicht verschont. Morandi verewigte nicht nur Körperteile, sondern auch ihren Mann und sich selbst in Wachs. Edel gekleidet, hält sie ein skalpiertes Gehirn im Schoß. Lange Zeit jedoch war die Identität ihres Portraits nicht (mehr) bekannt. Erst ein im Palazzo Poggi zu Bologna aufgefundes Schriftstück ermöglichte die Identifikation der Skulptur - die Regisseurin Iris Fegerl zum Ausgangspunkt des vorliegenden Dokudramas macht. In der Tradition von Morandie hatten im 19. und bis weit ins 20 Jahrhundert sogenannte Moulagen Konjunktur - Wachsmodelle von Krankheitsbildern. Viele Kliniken besaßen oder besitzen große Moulagen-Sammlungen. An der Berliner Charité wird die Kunst der Wachsmodellierung bis heute gepflegt.
Zielpublikum:Ab 16 Jahren
Hierarchiestufe:Monografie
Erscheinungsform:Video-on-Demand
Inhalt:Bewegtes Bild
Medientyp:Computer
Datenträger:Online