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Museum Europäischer Kulturen
mini|Blick in die ständige Sammlungspräsentation mit dem Carrettu sicilianu (2011) mini|Blick in die Sonderausstellung ''Wolle'', 2017–2019Das Museum Europäischer Kulturen (MEK) ist ein kultur- und alltagsgeschichtliches Museum in Berlin, das einen Hybriden von Museen für Alltagskultur, ethnologischen Museen und Europamuseen darstellt. Es setzt sich mit den Lebenswelten in Deutschland und Europa vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart auseinander. Seine ständige Sammlungspräsentation sowie die museale Forschungsarbeit gelten den Kulturkontakten über nationale und sprachliche Grenzen hinweg. Mit 285.000 Exponaten gehört das Museum Europäischer Kulturen zu den größten Institutionen seiner Art. Schnittmengen der Sammlungen gibt es mit dem Nordischen Museum in Stockholm und dem Österreichischen Museum für Volkskunde in Wien. Die Sammlungen dieser beiden Museen widmen sich jedoch nicht explizit Europa. Das Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers in Marseille ähnelt dem Museum Europäischer Kulturen in seinem Zugriff, ist jedoch auf den Mittelmeerraum ausgerichtet. Darüber hinaus gibt es Schnittmengen mit dem Haus der Europäischen Geschichte in Brüssel, das jedoch über keine historische Sammlung verfügt.
Das Museum gehört zum Verbund der Staatlichen Museen zu Berlin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Es entstand 1999 aus der Zusammenlegung des Museums für Volkskunde mit der Abteilung Europa des Museums für Völkerkunde. Seit 2005 ist der Bruno-Paul-Bau, das älteste Gebäude des Museumsquartiers Dahlem, das Gebäude des Museums für die Sammlungspräsentation. Nach der Renovierung eröffnete dort 2011 die ständige Ausstellung ''Kulturkontakte. Leben in Europa''.
Die Keimzelle der Sammlung stellte der sogenannte „Europäische Schrank“ im 1859 eröffneten Neuen Museum dar. 1889 gründete Rudolf Virchow mit dem „Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes“ das volkskundliche Museum in Berlin auf privater Initiative hin. Sitz des Museums war das Palais Creutz in der Klosterstraße. Seine Sammlung wurde 1904 den Königlichen Museen zu Berlin angegliedert, jedoch nicht als eigenständiges Museum, sondern als „Königliche Sammlung für deutsche Volkskunde“ der prähistorischen Abteilung des Völkerkundemuseums zugeordnet. Bis zur Gründung des „Staatlichen Museums für deutsche Volkskunde“ im Verband der Staatlichen Museen zu Berlin im Jahr 1935 mit dem neuen Standort Schloss Bellevue hatte das Museum im Palais Creutz mit erheblicher Raumnot gekämpft. Im Nationalsozialismus näherten sich das Museum und sein Direktor Konrad Hahm der völkischen Ideologie an, um so zum einen die institutionelle Eigenschaft zu erhalten und zum anderen größere Ressourcen zur Verfügung zu haben. Seinen Standort Schloss Bellevue musste das Museum bereits 1938 wegen der Umnutzung zum „Reichsgästehaus“ räumen. Neuer Standort wurde das Prinzessinnenpalais, das nur noch Platz für Sonderausstellungen bot. Im Zweiten Weltkrieg gingen 80 Prozent der historischen Sammlung verloren. Im Zuge der deutschen Teilung gab es in der Folge volkskundliche Parallelmuseen in West- und Ostberlin. Zwar wurde in Ostberlin direkt nach dem Krieg mit der Bergung der Sammlungsreste und der Wiederaufnahme des Museumsbetriebs begonnen, jedoch konstituierte sich das Museum für Volkskunde erst Mitte der 1950er-Jahre und wurde in der Folge im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel untergebracht. In Westberlin wurde das „Museum für deutsche Volkskunde“ 1966 mit von den amerikanischen Besatzern zurückgeführten Objekten wiedergegründet und befand sich ab Mitte der 1970er-Jahre in Berlin-Dahlem. Sowohl in Ost- als auch in Westberlin lag der Fokus auf dem Wiederaufbau der Sammlungen in den Traditionslinien der Vorkriegstätigkeit. Erst allmählich entfernte sich dieser Schwerpunkt von der Alltags- und Arbeitskultur des dörflich-ländlichen Raumes hin zum Leben der Stadtbevölkerung und der Gegenwart. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden beide Museen zum Museum für Volkskunde vereinigt und die Fusion mit der Abteilung Europa des Museums für Völkerkunde, die Mitte der 1930er-Jahre gegründet worden war, vorangetrieben.
Die Sammlung umfasst materielles und immaterielles Kulturerbe vornehmlich aus Deutschland und anderen Ländern Europas mit einem Schwerpunkt auf Ost- und Südosteuropa. Bedeutend sind die Bestände von Textilien, Populärgrafik und Fotografien wie auch die thematischen Sammlungen zur naiven Kunst, Ritualen und Formen von Religiosität sowie zur Kindheits- und Jugendkultur. Einzigartig sind die historischen Sammlungen einiger ethnischer Minderheiten in Europa, insbesondere der Samen und Krimtataren.
Im Jahr 2019 verzeichnete das Museum Europäischer Kulturen 24.000 Besucher. Veröffentlicht in Wikipedia